Behandlungstechnische und ethische Aspekte von Tonbandaufnahmen in der Psychotherapie

Autor/innen

  • Gebhard Allert
  • Reiner W. Dahlbender
  • Helmut Thomä
  • Horst Kächele

Abstract

Obwohl Tonbandaufzeichnungen in der psychotherapeutischen Forschung und Praxis seit gut 60 Jahren eingesetzt werden, begegnen ihnen viele Psychotherapeuten und Psychoanalytiker bis heute mit Skepsis. Ausgehend von grundlegenden Überlegungen der Bedeutung des Tonbandes als „Drittem im Bunde“, werden an Hand von eindrücklichen praktischen Beispielen die behandlungstechnischen Implikationen von Tonbandaufzeichnungen und Transkripten ausführlich dargestellt und diskutiert. Zentrale ethische Aspekte werden hinsichtlich der unterschiedlichen Bedeutungskontexte reflektiert: 1. im Blick auf die dyadische Beziehung zwischen Patient und Psychotherapeut, 2. in psychotherapeutischen Aus- und Weiterbildungssituationen, insbesondere der Supervision, und 3. in psychotherapeutischer Forschung und Lehre. Als Fazit bleibt festzuhalten, dass Tonbandaufzeichnungen und deren anonymisierte Verschriftung uns in besonderer Weise ermöglichen, implizite Wahrnehmungsraster und erkenntnissteuernde Denkmodelle des Patienten, wie aber auch des Psychotherapeuten zu erkennen und zu untersuchen.

Schlüsselwörter:
Tonbandaufzeichnungen - Transkripte, Behandlungstechnik - Ethik, Psychotherapie - Psychoanalyse: Aus- und Weiterbildung, Forschung, Praxis.

Autor/innen-Biografien

Gebhard Allert

Gebhard Allert, geboren 1955, Studium der Humanmedizin und Theologie in Tübingen, Bann, Liege und Heidelberg; Promotion im Bereich der klinischen Psychosomatik in Heidelberg, Assistenz-, später Oberarzt an der Abteilung Psychotherapie und psychosomatische Medizin der Universität Ulm, der ich weiterhin mit Forschungsund Lehrauftrag verbunden bin; seit 1999 Niederlassung in eigener Praxis. Mitglied des Arbeitskreises Ethik in der Medizin an der Universität Ulm und an der Akademie für Ethik in der Medizin in Göttingen. Arbeitsgebiete: Medizinische Ethik - Ethik in Psychotherapie und Psychoanalyse, Forschungsethik; Unterrichts- und Ausbildungsfragen in Psychotherapie und Psychosomatik.

Korrespondenz: Dr. med. Gebhard Allert, Universitätsklinikum Ulm, Abteilung Psychotherapie und Psychosomatische Medizin, Am Hochsträß 8, D-89081 Ulm

Reiner W. Dahlbender

Reiner W. Dahlbender, Dr. med., geb. 1954, Studium der Humanmedizin und Soziologie, Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Arzt für Neurologie und Psychiatrie, Psychotherapie, Psychoanalyse, Leiter der Konsiliar- und Liaisonpsychosomatik der Abteilung Psychotherapie und Psychosomatische Medizin des Universitätsklinikums Ulm. Arbeitsschwerpunkte: Konsiliar- und Liaisonpsychosomatik, Psychoonkologie, operationalisierte psychodynamische Psychodiagnostik, Übertragungsforschung, psychotherapeutische Prozessforschung, Therapiedokumentation.

Helmut Thomä

Helmut Thomä, geboren 1922. Professor emeritus, ärztlicher Direktor der Abteilung Psychotherapie der Universität Ulm von 1967-1989. Wissenschaftliches Arbeitsfeld: Anorexia nervosa und psychoanalytische Verlaufsforschung. Senior Autor des „Lehrbuchs der psychoanalytischen Therapie“, Springer Verlag, Berlin, 1985 und 1988.

Horst Kächele

Horst Kächele, geboren 1944, Studium der Medizin in Marburg, Leeds (England) und München. Psychotherapeutische und psychoanalytische Ausbildung an der Abteilung Psychotherapie der Universität Ulm. Habilitation 1976. C3-Professur 1977 und Leiter der Sektion psychoanalytische Methodik an der Universität Ulm, dazu Leiter der Forschungsstelle für Psychotherapie in Stuttgart seit 1988. C4 Professur und Lehrstuhl für Psychotherapie an der Universität Ulm 1990; seit 1998 ärztlicher Direktor der Abteilung Psychotherapie und psychosomatische Medizin an der Universität Ulm. Ca. 280 Publikationen zu Prozess- und Ergebnisforschung, Ko-Autor mit H. Thomä des „Lehrbuchs der psychoanalytischen Therapie“.

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Veröffentlicht

01.04.2000

Zitationsvorschlag

Allert, G., Dahlbender, R. W., Thomä, H., & Kächele, H. (2000). Behandlungstechnische und ethische Aspekte von Tonbandaufnahmen in der Psychotherapie. Psychotherapie-Wissenschaft, 8(2), 65–72. Abgerufen von https://psychotherapie-wissenschaft.info/article/view/526