Übertragungs- und Gegenübertragungsbeziehung in der Körperpsychotherapie

Autor/innen

  • Vita Heinrich

Abstract

Was bedeutet die Arbeit an der Beziehung zwischen Therapeutin und Klientin im körperpsychotherapeutischen Setting? Wie können die Phänomene der Übertragung und Gegenübertragung auf dem Hintergrund des körperlichen Dialogs zwischen Th. und Kl. verstanden werden? Was ist körperliche Empathie? Sind die Prinzipien der „energetischen “ Körperpsychotherapie (Bioenergetische Analyse) und die Analyse des Übertragungsgeschehens vereinbar? Was bedeutet es für das Übertragungsgeschehen, wenn es körperliche Berührungen zwischen Th. und Kl. gibt?

Diese Fragen haben mich bei der Arbeit an diesem Artikel beschäftigt und zur Suche in der Literatur zur Bioenergetischen Analyse und Psychoanalyse veranlasst. Es gibt Antworten und auch Fragen, die vielleicht weiterhin offen bleiben und kritisch diskutiert werden müssen.

Die Bioenergetische Analyse kommt bislang ohne ein theoretisches Konzept der Beziehung aus, ist aber nicht „beziehungslos“. Es wird darauf vertraut, dass die Lösung chronischer Muskelverspannungen (Haltungs- und Abwehrmuster) sowie die Verbesserung von Körperwahrnehmung, Körperausdruck und Körperbeherrschung die Beziehung der Kl. zu sich selbst und anderen entwickeln hilft. Das Körperselbst wird als Basis der Selbstentwicklung betrachtet (vgl. Lowen, 1993). Der körperpsychotherapeutische Umgang mit den Phänomenen der Übertragung und Gegenübertragung kann ein sehr eigener sein, wenn wir mit der Übertragung nicht deutend sondern prozessorientiert am Körper arbeiten, und wenn wir die Gegenübertragung als verkörperte induzierte Gegenübertragung begreifen, die vorsichtig enthüllt werden und so zum Motor des therapeutischen Prozesses werden kann.

Schlüsselwörter:
Körperliche Empathie und körperlicher Dialog, prozessorientierter anstatt deutender Umgang mit der Übertragung, verkörperte Gegenübertragung, Gegenübertragung als Motor der Therapie.

Autor/innen-Biografie

Vita Heinrich

Dr. rer. nat. Vita Heinrich, geb. 1955, Dipl.-Psych., bioenergetische Analytikerin CBT, 7 Jahre Forschung und Lehre an der Universität Osnabrück, Fachgebiete Diagnostik und Entwicklungspsychologie. Lehrbeauftragte für Körperdiagnostik. Seit 12 Jahren Psychotherapeutin in freier Praxis. Arbeitsschwerpunkte: Gegenübertragung, traumatisierte Klienten, Körper und Stimme.

Korrespondenz: Dr. Vita Heinrich, Humboldtstraße 14a, D-49074 Osnabrück

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Veröffentlicht

01.04.2001

Zitationsvorschlag

Heinrich, V. (2001). Übertragungs- und Gegenübertragungsbeziehung in der Körperpsychotherapie. Psychotherapie-Wissenschaft, 9(2), 62–70. Abgerufen von https://psychotherapie-wissenschaft.info/article/view/500