Der Krieg ist in unserer Gesellschaft bereits angelegt
DOI:
https://doi.org/10.30820/1664-9583-2022-2-79Schlagworte:
Intersubjektiver Diskurs, Anerkennung der Differenz, Schuld, Sündenbock, Voyeurismus, LustAbstract
Eine intersubjektive Beziehung ist eine, in der das eine Subjekt das andere als Nicht-Ich, als anderes Ich anerkennt. Mit der Anerkennung der Differenz fällt die Über-Heblichkeit und damit das Machtgefälle, fällt Kontrolle und Verwaltung des zu beherrschenden ‹Objektes› weg, die Voraussetzung für jeden Krieg sind. Bindungen, die einen Herrschaftsdiskurs erschaffen, erfordern das Axiom der Schuld, das unentbehrliches Instrument zur Ermöglichung von Gefälle und Hierarchie, von Ausbeutung und Eigennutz ist. Der Träger der Schuld ist der Sündenbock, der nun legitim ausgegrenzt oder gar getötet werden darf. Zwischen Menschen, in Gruppen und Nationen, wird eine symbiotische Einheit und Einigkeit zelebriert und damit bleibt die Differenz ausgegrenzt. Es entstehen neue Formen der Lust, die nicht mehr eine Lust an der Differenz ist, sondern eine, der die Gewalt inhärent ist: Des einen Abwertung ist des anderen Aufwertung, die dann als Potentsein erfahren wird. Die Erniedrigung, die Bezwingung des anderen führt an der Lust an der eigenen Potenz vorbei, weil sie zu einer Lust am Leiden und an der Not des anderen wird und an diese gebunden bleiben. Der lustvolle Moment eines Voyeurs ist auch gegenüber dem eigenen Ich gewalttätig, weil dieses Ich als beteiligter Faktor ausgeschaltet wird und im Triumph seiner Nichtbetroffenheit Lust verspürt. Herrschaft ist nur möglich über ein hierarchisches Gefälle und der Kontrolle über das Begehren. Das alles ist Krieg. Krieg ist in unserer Gesellschaftsform bereits angelegt.Zitationsvorschlag
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