Das Verhältnis von bewusster und unbewusster Verhaltenssteuerung
Abstract
Menschliches Verhalten ist im Wesentlichen durch das Unbewusste festgelegt. Sitz des Unbewussten ist das limbische System. Die limbischen Zentren, vor allem Amygdala und Hippocampus, bewerten alles, was durch uns und mit uns geschieht, danach, ob es vorteilhaft oder lustvoll war und entsprechend wiederholt werden sollte oder nachteilig oder schmerzhaft und entsprechend zu meiden ist. Sie legen diese Bewertungen im emotionalen Erfahrungsgedächtnis nieder. Die limbischen Zentren sind nicht zur schnellen, detaillierten Wahrnehmung komplexer Situationen befähigt. Deshalb wird der bewusstseinsfähige kognitive Kortex eingeschaltet, wenn es um komplexe kognitive Leistungen und Handlungsplanung in neuartigen Situationen geht. Der kognitive Kortex „berät“ und „erläutert“ nur, entscheidet selbst aber nichts. Aus neurobiologischer Sicht entstehen psychische Konflikte durch „Fehlverknüpfungen“ neuronaler limbischer Netzwerke, und zwar aufgrund „fehlerhafter“ emotionaler Konditionierung oder aufgrund traumatischer Erlebnisse. Psychotherapie könnte daher auf drei Weisen erfolgen:
(1) durch Stärkung des hemmenden Einflusses des zingulären und orbitofrontalen Kortex auf abnorme Antriebe in der Amygdala und damit eine Wiederherstellung der bewussten Kontrolle limbischer Antriebe;
(2) durch eine Reparatur „verknoteter“ limbischer Netzwerke; und
(3) darin, dass im Laufe einer Therapie aufgrund andersartiger, d.h. positiver Erfahrungen im limbischen System „Ersatzschaltungen“ anlegt werden, die die negativen Schaltungen einkapseln und an ihnen vorbei einen eigenen Zugang zur Handlungssteuerung erlangen. Therapie wäre dann die Anregung zur Ausbildung solcher kompensatorischer Netzwerke.
Schlüsselwörter:
Das Unbewusste; Bewusstsein; Handlungskontrolle; limbisches System; emotionales Erfahrungsgedächtnis; Psychotherapie aus neurobiologischer Sicht
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