Somatoforme Schmerzen: hirnphysiologische Aspekte

Autor/innen

  • Johann Caspar Rüegg

Abstract

Nicht hinreichend durch körperlich medizinische Befunde erklärbare (somatoforme) Schmerzen im Rücken und Nacken können durch psychosozialen Stress oder auch durch traumatische Erfahrungen bedingt und - jederzeit abrufbar - im „Schmerzgedächtnis“ gespeichert sein, selbst wenn die peripheren „Schmerzsensoren“ (Nozizeptoren und C-Fasern) überhaupt nicht erregt sind. Wie mit bildgebenden Verfahren gezeigt, korrelieren sie in der Regel mit der neuronalen Aktivität in der Schmerzmatrix des limbischen Systems, können jedoch durch gewisse kognitive Interventionen gelindert werden, etwa durch Ablenkungsstrategien oder operante Konditionierung mittels Neurofeedback. Durch Letztere kann aber die Aktivität in der Schmerzmatrix nicht nur vermindert, sondern - bei entsprechender Motivation - auch erhöht werden. Damit wird nun vorstellbar, wie sich psychosomatische Schmerzen z. B. bei „sekundärem Krankheitsgewinn“ verstärken können und sogar chronisch werden - durch (erlernte) nachhaltige Veränderungen in der neuronalen Aktivität des limbischen Systems, insbesondere des anterioren Gyrus cinguli.

Schlüsselwörter Somatoforme Schmerzen; Schmerzgedächtnis; Neurofeedback; Schmerzmatrix: Limbisches System; Placeboforschung

Autor/innen-Biografie

Johann Caspar Rüegg

Prof. Dr. med. Johann Caspar Rüegg, Ph. D., promovierte 1955 in Zürich beim Hirnforscher W. R. Hess. Bis zu seiner Emeritierung (1998) leitete er das 2. Physiologische Institut der Universität Heidelberg. Seither freiberuflicher Buchautor (Gehirn, Psyche und Körper: Neurobiologie von Psychosomatik und Psychotherapie, 4. Aufl., 2007).

Korrespondenz: Haagackerweg 10,
69493 Hirschberg, Deutschland

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Veröffentlicht

01.01.2008

Zitationsvorschlag

Rüegg, J. C. (2008). Somatoforme Schmerzen: hirnphysiologische Aspekte. Psychotherapie-Wissenschaft, (1), 15–21. Abgerufen von https://psychotherapie-wissenschaft.info/article/view/99