Sozialisation und Emanzipation in der Schule und in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung

Autor/innen

  • Hans-Rudolf Schärer

Abstract

Zusammenfassung: Derzeit sind in der deutschsprachigen Schweiz mit dem „HarmoS-Konkordat“ und dem „Lehrplan 21“ zwei Megaprojekte im Gang, welche den Zweck haben, die Normativität des schulischen Unterrichts auszubauen. Wie verhält sich eine Lehrerinnen- und Lehrerbildungsinstitution wie die PH Luzern diesem Trend gegenüber?

Einerseits haben die Ausbildungsverantwortlichen der PH Luzern selber einen Referenzrahmen mit acht Handlungsfeldern und zehn Professionskompetenzen entwickelt, der tatsächlich normative Wirkung entfalten und die Umsetzung der beiden Reformprojekte unterstützen soll. Der Referenzrahmen bietet Orientierung, ermöglicht Transparenz und dadurch Koordination, er erzeugt Professionsbewusstheit und bewirkt Verbindlichkeit. Aber er ist als Rahmen konzipiert, d. h., er definiert nicht im Einzelnen die Aktivitäten, für die er den Rahmen bildet.

Andererseits setzt die PH Luzern in ihrer Strategie bewusst Akzente, die im Zeichen einer „Erziehung zur Mündigkeit“ (Adorno) nicht die Adaption an gesellschaftliche Erwartungen im Blick hat, sondern die Emanzipation von gesellschaftlichen Zwängen und deren historische Infragestellung. Institutionell hat diese Strategie in den folgenden Organisationsgefässen ihren Ausdruck gefunden: Zentrum für Menschenrechtsbildung, Institut für Schule und Heterogenität, Zentrum für Geschichtsdidaktik und Erinnerungskulturen.

Der Wirkungshorizont einer Lehrperson über vierzig Jahre ihres Berufslebens hinweg auf annähernd tausend Schülerinnen und Schüler, die ihr in dieser Zeit anvertraut sind, lässt es unerlässlich erscheinen, dass sie gesellschaftliche Prozesse ethisch reflektiert und dass sie imstande ist dazu beizutragen, gegen menschenunfreundliche Entwicklungen Widerstand zu leisten.

Schlüsselwörter: Anpassung, Widerstand, Normativität, Emanzipation, Menschenrechtsbildung, Schule, Heterogenität, Geschichtsdidaktik, Erinnerungskulturen.

Autor/innen-Biografie

Hans-Rudolf Schärer

Hans-Rudolf Schärer studierte Germanistik und Romanistik an den Universitäten Zürich, Paris und Siena und schloss mit einer Promotion sowie einem Mittelschullehrdiplom ab. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit als Assistent an der Universität Zürich unterrichtete er im Teilpensum Deutsch und Französisch an der Kantonsschule Luzern. Von 1991 bis 2001 leitete er die Gruppe Lehrerinnen- und Lehrerbildung im Bildungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern. Von 1987 bis 2001 war er zudem Lehrbeauftragter am Religionspädagogischen Institut der Theologischen Fakultät der Universität Luzern. 2001 schloss er eine Managementweiterbildung der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich ab. Seit 2001 ist er Gründungsrektor der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz Luzern (PHZ Luzern). Von 2002 bis 2013 war er Präsident der Kommission Ausbildung der Rektorinnen- und Rektorenkonferenz der Pädagogischen Hochschulen der Schweiz SKPH bzw. COHEP und von 2007 bis 2014 Mitglied der Hochschulkommission der PH Fribourg. Seit 2014 ist er Präsident der Rektorenkonferenz der Pädagogischen Hochschulen der Schweiz bzw. der PH-Kammer der Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschulen swissuniversities.

Veröffentlicht

30.12.2015

Zitationsvorschlag

Schärer, H.-R. (2015). Sozialisation und Emanzipation in der Schule und in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Psychotherapie-Wissenschaft, 5(2), 118–124. Abgerufen von https://psychotherapie-wissenschaft.info/article/view/282