Von der projektiven Identifikation zur verkörperten Gegenübertragung - Eine Psychotherapie mit Leib und Seele
Abstract
1890 schrieb Freud, dass die körperlichen Veränderungen anderen (also den Therapeuten, Anm. d. A.) als verlässliche Zeichen auf die seelischen Vorgänge dienen, denen man mehr traut, als den etwa gleichzeitig absichtlichen Äußerungen in Worten. Dennoch verzichtete er und die Psychoanalyse unverständlicherweise darauf, diese verlässlichen Zeichen für die psychotherapeutische Arbeit zu nutzen. Dies wiederholte sich später bei der Entwicklung des Konzeptes der projektiven Identifikation. Die Grundlage für den Prozess der projektiven Identifikation oder induzierten Gegenübertragung ist die Empathie. Anhand der Begriffsentstehung sowie der Psychotherapie- und Affektforschung, der Bioenergetischen Analyse und Neurobiologie wird Empathie als körperliches Resonanzphänomen verstanden. Daraus lässt sich die Entwicklung der projektiven Identifikation hin zur verkörperten Gegenübertragung ableiten. Zwei Fallgeschichten sollen den Nutzen einer Arbeit mit der verkörperten Gegenübertragung verglichen mit der Anwendung des Konzeptes projektive Identifikation unterstreichen. Dies führt in letzter Konsequenz dazu, dass für viele „frühe" und schwere Störungsbilder die körperpsychotherapeutischen Möglichkeiten eine wesentliche Erweiterung oder auch unverzichtbare Instrumente für den psychotherapeutischen Prozess darstellen. Die weiter bestehende Ablehnung von körperpsychotherapeutischen Ansätzen durch viele Psychoanalytiker wird als eine Folge unserer körperfernen Distanzkultur beschrieben. Eine Psychotherapie mit Leib und Seele ist in dem dargestellten Sinne eine besondere Herausforderung für die Therapeuten. Sie stellt zugleich viele Entwicklungsräume und Ressourcen zur Verfügung.
Schlüsselwörter:
Projektive Identifikation; verkörperte Gegenübertragung; Empathie; Therapeuten als Resonanzkörper; Distanzkultur; Selbstwirksamkeit; Integration von Körper und Sprache; Trauma.
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