Im Fanatismus verborgene Lebensthemen

Autor/innen

  • Verena Kast

Abstract

Der Fanatismus muss gegen den Idealismus abgegrenzt werden: Beide gleichen sich. Dem fanatischen Menschen fehlt aber die Bereitschaft zum Dialog und zu Kompromissen und er hat eine Bereitschaft zu hassen oder gar zu zerstören, was dem von ihm vertretenen Wert widerspricht.

Um den Fanatismus zu verstehen werden Phänomene wie Fundamentalismus, die Wirkung des unbewusst gebliebenen religiösen Bedürfnisses des Menschen, der Umgang mit dem Schatten und dem Ärger, die Verobjekti-vierung des Lebens, die Gewalt und das unreflektierte Inszenieren des Mythos vom Drachentöter diskutiert.

Um Fanatismus zu einem konstruktiveren Verhalten hin zu verändern - dass das möglich ist, legt seine Nähe zum Idealismus nahe - ist es sinnvoll, hinter den Symptomen des Fanatismus die in ihm verborgenen Lebensthemen zu suchen wie etwa die Sehnsucht nach Leidenschaft, die Sehnsucht, Einfluss auf das eigene Leben und auf das Leben anderer zu nehmen, spirituelle Bedürfnisse zu verwirklichen und andere mehr.

Die Verwirklichung dieser Lebensthemen mehr im Blickpunkt zu haben, in der Gesellschaft und auch im therapeutischen Bemühen, könnte fanatisches Potential in lebensförderndes Engagement überführen.

Schlüsselwörter:
Fanatismus; Idealismus; Fundamentalismus; spirituelle Bedürfnisse; Schatten; Gewalt; Drachentötermythos; Lebensthemen.

Autor/innen-Biografie

Verena Kast

Verena Kast, Prof. Dr. phil. Universität Zürich, Psychologin und analytische Psychotherapeutin in freier Praxis.Mitglied der Leitung der Lindauer  Psychotherapiewochen.

Korrespondenz: Prof. Dr. phil. Verena Kast, Hompelistrasse 22, 9008 St. Gallen

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Veröffentlicht

01.10.2003

Zitationsvorschlag

Kast, V. (2003). Im Fanatismus verborgene Lebensthemen. Psychotherapie-Wissenschaft, 11(4), 191–201. Abgerufen von https://psychotherapie-wissenschaft.info/article/view/417