Klinische Diagnosen als soziale Konstruktionen

Autor/innen

  • Volkmar Aderhold

DOI:

https://doi.org/10.30820/8242.05

Schlagworte:

Psychiatric Diagnoses, ICD, DSM, Comorbidity, De-contextualization, Biologizing, Research Domain Criteria (RDoC), Diagnosis as a Dialogue Process, Polyphony Parole chiave, diagnosi psichiatriche, comorbidità, decontestualizzazione, biologizzazione, diagnostica del processo dialogico, polifonia

Abstract

Zusammenfassung: Diagnosemanuale der zurückliegenden Jahrzehnte bewirkten oder beabsichtigten eine fortschreitende De-Kontextualisierung psychischer Störungen, die mit einer fortschreitenden Biologisierung der Psychiatrie einherging, die letzten Endes eher der Pharmaindustrie als den PatientInnen dient. Dabei ist die Befundlage der biologischen Psychiatrie alles andere als ermutigend, insbesondere auch deshalb, weil die diagnostischen Kategorien zu wenig valide sind. Das neue System der Research Domain Criteria (RDoC), das von funktionellen neuronalen Teilsystemen des gesunden Gehirns ausgeht, könnte die Neurobiologie weiterbringen. Ob dies gelingt, ist nicht absehbar. Klinische Diagnosen dagegen sollten in erster Linie dem Verstehen und der Verständigung dienen. Da sie grundsätzlich Ergebnis eines sozialen Konstruktionsprozesses sind, sollte ein dialogisches Ko-Konstruieren mit den bedeutungsvollen Anderen in der sozialen Welt des Betroffenen im Zentrum stehen. Notwendig und unhintergehbar ist dabei eine innere und äussere Polyphonie dieser Wirklichkeitskonstruktionen. Psychotherapeutisches Expertenwissen ist Teil dieser Polyphonie.

Autor/innen-Biografie

Volkmar Aderhold

Volkmar Aderhold, Dr. med., ist Arzt für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychotherapeutische Medizin sowie Lehrender für Systemische Therapie und Beratung (DGSF). Seit 1982 arbeitet er in der Psychiatrie, davon 10 Jahre als Oberarzt im der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf. Aktuell ist er Mitarbeiter der Instituts für Sozialpsychiatrie an der Universität Greifswald und wirkt durch Vorträge, Veröffentlichungen und die Beratung von psychiatrischen Organisationen im Bereich der Strukturentwicklung.

Veröffentlicht

18.04.2018

Zitationsvorschlag

Aderhold, V. (2018). Klinische Diagnosen als soziale Konstruktionen. Psychotherapie-Wissenschaft, 8(1), 25–32. https://doi.org/10.30820/8242.05

Ausgabe

Rubrik

Titelthema: Politik der Diagnose