Der Beitrag der „Sozialen Neurowissenschaften“ zum Verständnis der Psyche
Abstract
Zusammenfassung: Der Beitrag verdeutlicht die Bedeutung von wechselseitigen dyadischen Spiegelungs- und Resonanzprozessen zwischen Säugling und Bezugsperson für die Entstehung eines frühkindlichen Selbst. Die neurobiologische Basis interpersoneller Spiegelungs- und Resonanzprozesse, deren Bedeutung sich nicht nur auf die frühe Kindheit erstreckt, bildet das System der Spiegelneurone („Mirror Neuron System“), wobei dem von William Hutchison entdeckten limbischen Spiegelsystem („Limbic Mirror System“) eine besondere Bedeutung zukommt. Jenseits der frühen Kindheit bedienen sich Menschen, um sich gegenseitig intuitiv zu verstehen, des Systems der Spiegelneurone. Neurobiologische Grundlage für die Fähigkeit des Menschen zum bewussten Perspektivwechsel sind im Stirnhirn, also im präfrontalen Cortex beheimatete Strukturen, welche innere Vorstellungen sowohl des Selbst als auch signifikanter Anderer kodieren. Wenn Menschen sich bewusst bemühen, die innere Welt Anderer zu verstehen, werden immer auch Netzwerke aktiviert, die das innere Bild der eigenen Person gespeichert haben, ein als „Self-Projection“ bezeichneter Mechanismus. Das Stirnhirn beheimatet – neben den genannten Strukturen – neuronale Netzwerke, die als innerer Selbst-Beobachter fungieren und eine wesentliche Rolle für gute Selbstfürsorge spielen. Für die psychotherapeutische Arbeit von Bedeutung sind Spiegelungs- und Resonanzprozesse zwischen Therapeut und Patient. Ebenso bedeutsam sind die Kommunikation des Therapeuten mit dem inneren Selbstbeobachter des Patienten, die Ermutigung zu guter Selbstfürsorge und die Stärkung des Selbst.
Schlüsselwörter: Soziale Neurowissenschaften, Selbst, Spiegelneurone, Self-Projection, Mirroring (Spiegelung), Verstehen, Theory of Mind, Psyche, Psychotherapie, Social Brain, Resonanz, Selbstheilungskräfte
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