Jugend und Medien – eine kritische Betrachtung

Autor/innen

  • Thomas Mössle

Abstract

Seit vielen Jahren wird eine intensive Debatte über die Auswirkungen einer exzessiven Mediennutzung geführt. Prominente Themen sind die Auswirkungen gewalthaltiger Medien auf gewalttätiges Verhalten, die Auswirkungen exzessiver Mediennutzung auf schulische Leistungen sowie die Frage nach einer „Mediensucht“. Lag der Fokus früher auf Fernsehen und Videos, geht es in den letzten Jahren zunehmend darum, ob und wie stark sich insbesondere die Nutzung gewalthaltiger Computerspiele auswirkt. Oft verharrt diese Debatte auch in der Wissenschaft an den beiden Polen „Medien wirken" und „Medien wirken nicht", die beide in ihrer Schwarz-Weiß-Malerei das Bild verfehlen. Betrachtet man die internationale Studienlage der letzten 15 Jahre, ist die Antwort auf die Frage gar nicht so unklar. Nicht nur zum Thema Gewaltmediennutzung und Gewaltverhalten zeigt sich ein eindeutiges Bild: Intensive Nutzer von medialen Gewaltinhalten zeigen häufiger aggressives und seltener prosoziales Verhalten und berichten häufiger von allgemein aggressiven Einstellungen. Dieser negative Zusammenhang gilt auch für exzessive Mediennutzung und schulische Leistungen. Mit Recht wird hier die Frage nach Henne und Ei gestellt: Längsschnittstudien können jedoch vor allem für Kinder und Jugendliche eine kausale Ursachenzuschreibung einer exzessiven Mediennutzung belegen. Medien sind nicht der alleinige Faktor, aber einer.

Youth and Media: A critical view
For many years now, the effects of excessive media use have intensely been debated. The impact of violent media content on violent behavior, the consequences of excessive media use on school achievement as well as the question whether there exists a “media-addiction” have been prominent topics. Earlier the focus had been on television and videos, whereas now it rather is becoming a question of whether - and if so - to which extent especially the use of violent video games has an impact. It is even in academic discussion that this debate perseveres in holding the two contrary positions “media have an effect” and “media don’t have any effect”. This black and white depiction is a failure. Taking international studies of the last 15 years into account, the answer to this question is not as uncertain. There’s not only a clear picture of the interrelation of violent media usage and violent behavior: Intense users of violent media content show higher rates of aggressive behavior, lower rates of prosocial behavior and more frequently report general aggressive attitudes. This negative relation holds true for excessive media use and school achievement, too. Justifiably so, the question of chicken and egg is raised in this context. Longitudinal studies, however, can prove a causal relationship of excessive media use and the above-mentioned effects, particularly in children and adolescents. Media are not the exclusive factor, but a decisive one.

Autor/innen-Biografie

Thomas Mössle

PD Dr. (phil.) Thomas Mößle ist stellvertretender Direktor am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) in Hannover und leitet dort den Forschungsbereich Medienwirkungsforschung. Er studierte Diplompsychologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und promovierte dort „zur Entwicklung des Personenwiedererkennens“ am Lehrstuhl für Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie. Seit 2005 ist er neben seiner Tätigkeit am KFN Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim und habilitierte zu den Auswirkungen digitaler Bildschirmmedien am Institut für Psychologie. 2012 erhielt er die Venia für Psychologie an der Universität Hildesheim.

Veröffentlicht

31.01.2013

Zitationsvorschlag

Mössle, T. (2013). Jugend und Medien – eine kritische Betrachtung. Psychotherapie-Wissenschaft, 2(2), 70–80. Abgerufen von https://psychotherapie-wissenschaft.info/article/view/189