Spirituelle Aspekte in der Jung’schen Psychotherapie
Abstract
Ohne religiöse Erfahrungen, ohne emotional ergreifende, herausfordernde, Einheit erleben lassende Erfahrungen, so C. G. Jung, fehlen den Menschen Erlebnisse von Sinn, was zu verschiedenen psychischen Problemen führen kann. Ein Ziel der Psychotherapie und des Individuationsprozesses nach C. G. Jung ist es deshalb, mit emotional bedeutsamen Symbolen, vor allem mit archetypischen Symbolen, die die Integration von psychischen Komplexen und damit auch eine größere psychische Ganzheit ermöglichen, in Kontakt zu kommen, sie zu gestalten und in Beziehung zum gelebten Leben zu setzen. Jung meint mit „religiös“ die numinose Erfahrung jenseits von Tradition und Dogma, die Erfahrung von lebendigen Symbolen, die die Sehnsucht nach Sinn ansprechen. Aus diesen Erfahrungen können sich auch Traditionen entwickeln. Heute würden wir eher von spirituellen Erfahrungen sprechen. Traditionen müssen nach Jung kritisch hinterfragt werden. Weil das religiöse Bedürfnis ein Grundbedürfnis des Menschen ist, bleibt es ein zu befriedigendes Bedürfnis, auch wenn die traditionelle Religion die Menschen nicht mehr erreicht oder verdrängt wird. Menschen haben die Tendenz, das, was sie „Gott“ nennen, auf verschiedene Aspekte des Lebens zu projizieren, die sie dann verabsolutieren. So etablieren sich Fanatismus und Fundamentalismus. Auch emotional überzeugende Erfahrungen von Ganzheit, von Sinn, wie sie in einem Individuationsprozess erlebt werden können, müssen immer wieder hinterfragt werden, um fundamentalistische Strömungen zu vermeiden.Schlüsselwörter Religiöse Erfahrung; Symbole; Emotion; Bedürfnis nach Sinn; Individuationsprozess; Archetyp des Selbst; Integrationsprozesse
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Veröffentlicht
01.04.2008
Zitationsvorschlag
Kast, V. (2008). Spirituelle Aspekte in der Jung’schen Psychotherapie. Psychotherapie-Wissenschaft, (2), 66–73. Abgerufen von https://psychotherapie-wissenschaft.info/article/view/90
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