Wenn der Penis auf dem Kopf sitzt: psychoanalytische Symboldeutung und logopoietische Hermeneutik
Abstract
Zusammenfassung: Mit der Erfindung seiner Interpretationsdisziplin Psychoanalyse ist Sigmund Freud gewiss ein genialer Wurf gelungen. Radikale Psychoanalyse-Skeptiker scheinen diese Gewissheit allerdings in Frage zu stellen, indem sie psychoanalytische Symboldeutungen als grobe Verirrung oder gar als Unsinn bezeichnen. Die Behauptung, bei diesem speziellen Interpretationswissen handle es sich um hermeneutisch gewonnene Erkenntnisse kausalanalytischer Art, dient vielen Psychoanalyse-Apologeten daraufhin zur Verteidigung des wissenschaftlichen Werts psychoanalytischer Auslegungen. Obschon der wissenschaftstheoretische Beobachter von heute keinerlei Veranlassung sieht, die Grandiosität der Freud’schen Leistung zu bezweifeln, warnt er vor dem problematischen Bild einer hermeneutischen Ursachenforschung, weil diese Begriffskombination eine „contradictio in adiecto“ darstellt. Da Hermeneutik und Kausalanalyse per definitionem nicht zusammenpassen, lautet der hier zur Diskussion gestellte Alternativvorschlag: Über psychoanalytische Deutungsarbeit, die eine logopoietische Praxis des heilungsfördernden Textverwebens repräsentiert, wird ein versteh- und damit handhabbares Sinnprodukt geschaffen, welches für die weitere therapeutische Verwertung zur Verfügung steht.
Schlüsselwörter: psychoanalytische Symboldeutung, sinngenerierende Textwissenschaft, logopoietische Hermeneutik, psychonarrative Netze, Sinnofferten.
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