Begegnung von Person zu Person: Zur Beziehungstheorie und zur Weiterentwicklung der Personzentrierten Psychotherapie
Abstract
Wird in einer therapeutischen Beziehung der Klient als Person und nicht als Behandlungs- oder Betreuungsobjekt gesehen (vgl. „ Vom Individuum zur Person“ in Psychotherapie Forum 5/4, 1997), so ist jede Form, ihn zu instrumentalisieren, grundsätzlich ausgeschlossen. Der Therapeut tritt selbst in einen Prozeß der Veränderung ein, indem er sich auf eine Beziehung auf der personalen Ebene einläßt und damit den traditionellen Schutz, den die Rolle des Experten bietet, verläßt. Psychotherapie ebenso wie jede andere sozialpsychologische Tätigkeit ist nach personzentriertem Verständnis daher eine Form der zwischenmenschlichen Beziehung, die dieser fundamentalen Gleichrangigkeit Rechnung trägt. Sie zielt damit letztlich auf eine Offenheit für „personale Begegnung“ - wie jene dieser Qualität entsprechende Form der Beziehung genannt wird, in der Person mit Person in un-mittel-barer Kommunikation steht.
Im Sinne der Begegnungsphilosophie, etwa M. Bubers, vor allem aber in der radikalen Ausprägung von E. Levinas, kommt der Klient als ein tatsächlich Anderer in den Blick, womit auch der Therapeut nicht mehr nur Alter ego, sondern Partner im „Encounter “ ist. Therapie wird wechselseitige Begegnungserfahrung, die vom abgeschlossenen „Ich-Du “ zum offenen „Wir“ führt. Ein solches Verständnis von Psychotherapie als „Kunst der Begegnung“, das bereits bei Rogers nachgewiesen werden kann, führt zu einer Reihe bedeutsamer theoretischer und praktischer Konsequenzen für den Personzentrierten Ansatz, von denen einige in Thesenform angeführt werden. Unter anderem wird in dieser Sicht die Bedeutung der Gruppe(ntherapie) an der Schnittstelle zwischen Person und Gesellschaft deutlich.
Schlüsselwörter:
Anthropologie, Begegnung/Encounter, Gegenwärtigkeit/Präsenz, Personzentrierte Psychotherapie, Gruppenpsychotherapie
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