Natürliche Trauer-komplizierte Trauer
Abstract
Von der Liebe versprechen wir uns die Aufhebung der existentiellen Einsamkeit, der Tod eines geliebten Menschen wirft uns wiederum in diese Einsamkeit zurück.
Wir Menschen sind vom Gefühl der Trauer erfasst, wenn wir einen Menschen oder ein Gut verloren haben oder zu verlieren fürchten, der oder das für unser Leben einen besonderen Wert dargestellt hat oder noch darstellt. Mit diesem Gefühl der Trauer verbunden sind Gefühle des Kummers, der Angst, des Zorns, der Liebe, der Schuld usw. Das Zulassen dieser verschiedenen Gefühle bewirkt, dass wir in einen Trauerprozess eintreten, in einen Entwicklungsprozess, durch den wir langsam - und sehr schmerzhaft - lernen, den Verlust zu akzeptieren und ohne den Menschen, den wir verloren haben, ohne das Gut, das wir verloren haben, aber mit allem, was dieser Mensch in uns geweckt, was dieses Gut in uns belebt hat - und das wir nicht verloren geben müssen, - uns wieder neu auf das Leben einzulassen.
Den Verlust eines Menschen müssen wir aus der Beziehung heraus verstehen: Wenn wir uns auf einen Menschen einlassen, entsteht eine Beziehung und damit intrapsychisch ein Beziehungsselbst. Dieses Beziehungsselbst ist unterschieden vom eigenen Selbst, es gibt aber auch Überschneidungen. Das „eigene Selbst“ ist wesentlich im Zusammenhang mit Trauer und Ablösung. Im Trauerprozess organisieren wir uns vom Beziehungsselbst auf das eigene Selbst zurück. Ist das eigene Selbst den Trauernden wenig zugänglich, weil sie sich zum Beispiel zu sehr immer nur angepasst haben, reagieren sie nicht mit Trauer auf einen Verlust, sondern mit einer Depression, verbunden mit akzessorischen Symptomen. Sie reagieren mit einer komplizierten Trauer, die eine Psychotherapie der Depression, fokussiert auf den Verlust und das Beziehungsselbst, erfordert.Veröffentlicht
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