„Ein stilles, sanftes Sausen“: Psychotherapie, Psychoanalyse und Religion

Autor/innen

  • Dieter Sträuli

Abstract

Es kommt vor, dass in Psychotherapien Religiosität und Glaube plötzlich zu zentralen Themen werden. Ich zeige auf der Grundlage der psychoanalytischen Theorie und Praxis, dass es nicht Aufgabe des Therapeuten sein kann, auf eine wie auch immer verstandene Realität zu verweisen; weder soll er den Klienten zur Rationalität noch zu einem Glauben zurückführen. Die Ethik des Symbolischen gebietet es, Signifikanten und symbolischen Wahrheiten auf jener Ebene zu begegnen, auf der sie für das Subjekt ihre Wirkung entfalten können. Ein Glaube kann mit einem unbewussten Phantasma verwoben sein; in diesem Fall wird er sich mit dessen Durcharbeitung und Auflösung verändern. Ein radikaler Atheismus wie ein fundamentalistischer Glaube verhindern beide, dass heilige Texte (sowie alle anderen Texte und gesprochenen Sätze) das Subjekt erreichen und seine Wirklichkeit relativieren.

Schlüsselwörter Psychotherapeutische Technik; Psychoanalyse; Religion; Atheismus; Fundamentalismus; Sektenwesen; Phantasie

Autor/innen-Biografie

Dieter Sträuli

Dr. Dieter Sträuli, geb. 1948, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Psychologischen Institut der Universität Zürich und Präsident der Fachstelle für Sektenfragen infoSekta Zürich. Er hat eine psychoanalytische Ausbildung und gibt Kurse an psychoanalytischen Ausbildungsinstitutionen.

Korrespondenz: Allgemeine Psychologie (Kognition), Psychologisches Institut, Universität Zürich,

Binzmühlestrasse 14/Box 22,
8050 Zürich, Schweiz

Downloads

Veröffentlicht

01.04.2008

Zitationsvorschlag

Sträuli, D. (2008). „Ein stilles, sanftes Sausen“: Psychotherapie, Psychoanalyse und Religion. Psychotherapie-Wissenschaft, (2), 74–80. Abgerufen von https://psychotherapie-wissenschaft.info/article/view/91