Heilung als Ko-Kreation – Wechselseitige Regulierung im psychotherapeutischen Prozess

Summary

The main thesis of this paper is that the therapeutic process involves change in both participants. In part this is due to the inevitable mutual regulation and does not demand unusual therapeutic skills. Deep therapeutic processes can, however, lead to a degree of involvement in which the basic organizing principles governing therapists' view of themselves, others and the world may be profoundly questioned. As a result, a partial reorganization of the therapist's organizing principles may be necessary. It is my contention, that therapy will not have a lasting effect unless we understand the inevitability and depth of our involvement in the intersubjective field. In order to facilitate change in our patients, we have to allow ourselves to be changed. In this sense not only the therapy, but also the cure is a co-construction, or co-creation.

Zusammenfassung

Die Grundannahme dieses Beitrages lautet, dass die psychotherapeutische Begegnung beide Beteiligten verändert. Teilweise geschieht dies automatisch durch wechselseitige Regulierung und stellt somit keine großen Anforderungen an unser therapeutisches Können. In langen und intensiven Behandlungsprozessen wird unsere Verwicklung mit unseren Patienten jedoch zu kritischen Augenblicken in der Begegnung führen, in denen unsere Grundannahmen über uns selbst, den Anderen und die Welt auf dem Prüfstand stehen. In tiefen Prozessen treffen subjektive Welten aufeinander, und wir sind aufgerufen, unsere fundamentalen Organisationsprinzipien partiell zu reorganisieren. Ich behaupte, dass die Therapie keine bleibende Wirkung zeigen wird, es sei denn, wir sind imstande, dieser Herausforderung gerecht zu werden und die Tiefe unserer Verwicklung anzunehmen. Um zu verändern, müssen wir uns selbst verändern lassen. In diesem Sinne ist nicht nur die Therapie, sondern auch die Heilung eine Ko-Kreation.