Schemazerfall und Trauer: ein neues Modell zur Trauerarbeit

Summary

Grief and bereavement are cultural techniques and underlie variants from success to failure. Although stress already appears in normal grief, in complicated grief psychological overlays arise. In order to therapeutically harness these processes, phase models that require the patient to work through the grief have been suggested. After an evaluation of common phase models two additions are suggested that result in a new model of grief work. In contrast to the phase models, which concern Freud's retrograde clarification of ambivalent relationships, schema loss is seen as the inescapable starting point of grief. With the loss of a loved one, an existentially important schema that comprised the ideas and plans made with the deceased person is lost, and must be replaced with a new, functioning one. Life without the diseased is inconceivable. Grief work should therefore not only consider the past with but also the future without an apparently irreplaceable diseased. In this process the symbolic presence of the deceased should play a crucial role.

Zusammenfassung

Trauer ist eine Kulturtechnik und unterliegt Varianten von geglückt bis missglückt. Während schon in der normalen Trauer Stress auftritt, kommt es in der komplizierten zusätzlich zu psychischen Überlagerungen. Um diese Prozesse therapeutisch zu erfassen, wurden Phasenmodelle vorgeschlagen, die das Durcharbeiten der Trauer fordern. Nach einer Bewertung gängiger Phasenmodelle werden zwei Ergänzungen vorgeschlagen, die auf ein neues Trauermodell hinaus laufen. Im Gegensatz zu den Phasenmodellen, in denen es um die von Freud vorgeschlagene retrograde Klärung einer ambivalenten Beziehung geht, wird ein unvermeidlicher kognitiver Schemazerfall am Beginn der Trauer angenommen. Mit dem Verlust nahestehender Personen geht ein existentiell wichtiges Schema verloren, das aus Vorstellungen und Plänen mit den Verstorbenen bestand. Ein Leben ohne sie ist undenkbar. Trauerarbeit sollte daher nicht nur die Vergangenheit mit sondern auch die Zukunft ohne die als unersetzlich angenommenen Verstorbenen thematisieren. In diesem Prozess sollte die symbolische Gegenwärtigkeit der Verstorbenen eine wichtige Rolle spielen.