Abstract
Health, well-being and gender issues are not usually essential parts of the theory and practice of psychotherapy. Successful psychotherapies promote good health, but this effect could be improved by taking into consideration the theories and research results of health sciences. By describing some exemplary research results concerning the relationship between gender and health, and sex and gender in psychotherapy it is illustrated which basic command of health and gender psychotherapists should have who want to promote health and gender equality.
Zusammenfassung
Der Artikel fokussiert die in der Psychotherapie vernachlässigten Themen Gesundheit und Geschlecht. Erfolgreiche Psychotherapie fördert die Gesundheit, auch wenn bisher in der psychotherapeutischen Ausbildung kaum grundlegende Theorien und Erkenntnisse der Gesundheitsforschung vermittelt werden. Die Berücksichtigung dieser Erkenntnisse, insbesondere des Zusammenhangs zwischen Gesundheit und Geschlecht, könnte den gesundheitsförderlichen Effekt von Psychotherapie dann vergrößern, wenn die Rolle des Geschlechts in der psychotherapeutischen Beziehung ebenfalls differenziertere Bearbeitung findet. Beispielhaft werden Befunde zum Zusammenhang zwischen Gesundheit und Geschlecht und Geschlecht und Psychotherapie dargestellt, um damit das Fundament einer geschlechtssensiblen gesundheitsförderlichen Psychotherapie zu skizzieren, die zum Abbau asymmetrischer Geschlechterverhältnisse und ungleicher Gesundheitschancen beitragen kann – auch unter PsychotherapeutInnen.
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Krause-Girth, C. Psychotherapie, Gesundheit und Geschlecht – Argumente für eine geschlechtersensible gesundheitsförderliche Psychotherapie. Psychotherapie Forum 12, 26–35 (2004). https://doi.org/10.1007/s00729-004-0032-7
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