Originalarbeit

Paolo Raile

Die philosophische Grundlage der Psychotherapie: ein Plädoyer

Bereits 1751 schrieb der Arzt Johann Christian Bolten, dass man die „psychologische Cur“ den Philosophen überlassen müsse – ein Plädoyer für die Erforschung der Grundlage der psychotherapeutischen Schulen.

Zusammenfassung: Der Psychotherapeut sei ein philosophischer Arzt – unter dieser Prämisse haben seit über 250 Jahre Tausende Therapeuten gearbeitet. Jede psychotherapeutische Schule berief sich auf philosophische Erkenntnisse, viele Philosophen waren auch zugleich Psychotherapeuten. Dieser Artikel behandelt die Bedeutung einer systematischen Ausarbeitung der expliziten, jedoch auch der impliziten philosophischen Grundannahmen, von denen die GründerInnen psychotherapeutischer Schulen ausgingen.

Schlüsselwörter: Philosophie, Psychotherapie, Grundannahmen, Henri Bergson

Psychotherapy’s philosophical foundation – a plea

As far back as 1751 the physician Johann Christian Bolten, wrote that one must leave the „psychological cure“ to the philosophers – a plea for the investigation into the foundations of the psychotherapy schools

Summary: The psychotherapist is a philosophical physician – over the past 250 years, thousands of therapists have worked on the basis of this premise. Every school of psychotherapy refers to philosophical findings; many philosophers were also simultaneously psychotherapists. This article examines the meaning of a systematic elaboration of both the explicit and implicit basic fundamental philosophical assumptions, which underlie the founders of the psychotherapy schools.

Key words: philosophy, psychotherapy, basic assumptions, Henri Bergson

La base filosofica della psicoterapia - un'arringa

Già nel 1751 il medico Johann Christian Bolten scrisse che la "cura psicologica" va lasciata ai filosofi - un'arringa a favore della ricerca sulle basi delle scuole psicoterapeutiche.

Riassunto: Lo psicoterapeuta è un medico filosofico: con questa premessa da oltre 250 anni operano migliaia di terapeuti. Ogni scuola psicoterapeutica si richiama a conoscenze della filosofia, molti filosofi erano al contempo psicoterapeuti. Questo articolo tratta il significato di un'elaborazione sistematica delle supposizioni fondamentali, esplicite ma anche di quelle implicite, alla base dei fondatori delle scuole psicoterapeutiche.

Parole chiave: filosofia, psicoterapia, supposizioni fondamentali, Henri Bergson

Einleitung

Vor 250 Jahren entwickelte der Wiener Arzt Franz Anton Mesmer die „magnetische Kur“, die nach Ellenberger (2005) oder Hautzinger (2007) ein früher Vorläufer der Hypnosetherapie war, aus der sich die Psychoanalyse und in weiterer Folge viele der heutigen psychotherapeutischen Schulen entwickelten. Zeitgleich verfasste Johann Christian Bolten (1751), ein „Doctor der Arzneiwissenschaft“, ein Werk, das 1751 unter dem Namen „Gedancken von psychologischen Curen“ veröffentlicht wurde. Darin beschrieb er einzelne Beobachtungen psychischer Krankheiten wie Hypochondrie oder Hysterie und deren „Curierung“ durch andere Arzneiwissenschaftler, die sehr geschickt im Umgang mit schwieriger Klientel waren und mittels einfühlsamer Gespräche eine „Heilung der Krankheit“ erwirkten. Bolten versuchte eine Grundlage der „psychologischen Curen“ zu verfassen und diese bei „seelischen Krankheiten“ als Alternative oder gar bevorzugte Heilmethode, im Gegensatz zur Verschreibung von Arzneien, zu etablieren. Als Grundlage sah er die Philosophie, die die „Gesetze der Natur der Seele“ kannte:

„Diese Gesezze [der Natur der Seele] werden uns in der Weltweisheit vorgetragen. Die Philosophen haben sich unbeschreibliche Mühe geben müssen, ehe sie dieselben haben fest sezzen können. Was für Erfahrungen haben sie nicht erst anstellen müssen, ehe sie hierin zu Stande gekommen sind.“ (Bolten, 1751, S. 19)

Dieser Text wurde vor über 250 Jahren geschrieben und veröffentlicht, somit vier Jahrzehnte vor Immanuel Kants „Kritik der reinen Vernunft“, welche die philosophische Welt nachhaltig beeinflusste. Bolten ging damals von einer absoluten Gewissheit der Kenntnis der „Gesetze der Seele“ aus, die ein Philosoph haben müsse. Wenngleich diese Ansicht von zeitgenössischen Philosophen bezweifelt wird, so steckt im folgenden Postulat dennoch ein Gedanke, der auch von zeitgenössischen Philosophen und Psychotherapeuten immer wieder rezipiert wird:

„Ich gestehe sehr gerne, daß eine psychologische Cur nicht eben eigentlich ein Werck derer Arzneiverständigen sey. Dieselben sollten von Rechtswegen denen Philosophen aufgetragen werden. Denn diesen sind die Gesezze der Natur der Seele bekandt.“ (Bolten, 1751, S. 28f)

Knapp zweihundert Jahre nach Bolten beschrieb Carl Gustav Jung in mehreren Werken den Psychotherapeuten als „philosophischen Arzt“ und postulierte darüber hinaus, dass der Mediziner – ohne philosophische Kenntnisse – ungeeignet wäre, eine Psychotherapie durchzuführen: „I can hardly draw a veil over the fact that we psychotherapists ought really to be philosophers or philosophic doctors or rather that we already are so“ (Jung, 1954, S. 79)

Weitere fünfzig Jahre später verfasste der Wiener Philosoph und Psychotherapeut Poltrum (2008) einen Artikel über die philosophische Therapie, bezeichnete darin die Psychotherapie als „klinische Philosophie“ und führte als historischen Vorläufer gar den griechischen Philosophen Epikur an, der bereits in der Antike dazu ermutigte, stets zu philosophieren, um die seelische Gesundheit zu fördern.

„Wer jung ist, soll nicht zögern, zu philosophieren, und wer alt ist, soll nicht müde werden im Philosophieren. Denn für keinen ist es zu früh und für keinen ist es zu spät, sich um seine seelische Gesundheit zu kümmern.“ (Epikur, 2000., S. 33)

Tatsächlich finden sich auch bei anderen antiken Philosophen, beispielsweise in Platons sokratischen Dialogen, Aussagen, die dem Zitat Epikurs sehr ähnlich sind. Platon beschrieb unter anderem in seinem umfangreichsten Werk „Der Staat“ (2008) die Philosophie als den Weg, um zur Gesundheit der Seele zu gelangen.

Die Überschneidungspunkte zwischen der Philosophie und der Psychotherapie in einer erschöpfenden Abhandlung darzustellen oder gar eine weitere „philosophische Psychotherapie“ zu beschreiben, zu etablieren oder zu vertreten, würde den Rahmen dieses Textes um ein Vielfaches sprengen und ist auch nicht beabsichtigt. Deshalb soll im Folgenden versucht werden, vor allem die Bedeutung einer systematischen Ausarbeitung jener Überschneidungspunkte herauszustreichen und den wissenschaftlichen Gewinn vorzustellen, der durch ein solches Vorhaben entstehen würde.

Beziehungen: psychotherapeutische Schulen und Philosophie

Sigmund Freud schrieb im April 1896, wenige Jahre vor der Veröffentlichung der „Traumdeutung“ als Grundlegung der Psychoanalyse, in einem Brief an Wilhelm Fließ, dass er als Student nach philosophischer Erkenntnis strebte und nun im Begriff ist, sie durch Hinwendung von der Medizin zur Psychologie zu erfüllen (Freud, 1960). In späteren Jahren kritisierte er die Philosophie hingegen unzählige Male, behauptete 1924 sogar, dass er kaum Kenntnisse von wichtigen Philosophen wie Schopenhauer oder Nietzsche gehabt habe und bezeichnete sich selbst als „unbelesen“ (Freud, 1924a, S. 12). Der Grund hierfür wird mehrfach implizit als fehlende Anerkennung des Unbewussten in der Philosophie erwähnt. In seinem Werk „Zur Technik der Psychoanalyse und zur Metapsychologie“ schrieb Freud (1924b, S. 22) beispielsweise: „Unser Unbewußtes ist nicht ganz dasselbe wie das der Philosophen, und überdies wollen die meisten Philosophen vom ‚unbewußten Psychischen‘ nichts wissen.“

Ob das Verhältnis Freuds zur Philosophie besser geworden wäre, wenn er in philosophischen Kreisen akzeptierter gewesen wäre, ist eine interessante spekulative Fragestellung. Unzweifelhaft ist jedoch, dass viele Schüler Freuds ein weitaus besseres Verhältnis zur Philosophie hatten. Alfred Adler war von 1902 bis 1911 ein enger Vertrauter Freuds und Mitbegründer der sogenannten Mittwochsgesellschaft, einer Vereinigung, um den Austausch zu fördern und die psychoanalytische Theorie weiter zu entwickeln. Im Jahr 1911 trat Alfred Adler mit neun weiteren Personen aus der psychoanalytischen Vereinigung aus und gründete später die Individualpsychologie (Schmidbauer, 2012). Adlers erstes großes Hauptwerk, „Über den nervösen Charakter“, das er 1912 veröffentlichte, beinhaltete dutzende philosophische Ideen und Namen. Allen voran bezog er sich, neben dem bekannten Philosophen Friedrich Nietzsche, auf den Kantforscher Hans Vaihinger, der die Philosophie des „Als Ob“ verfasste (Adler, 2008a), und schrieb 1933, dass man in der „Individualpsychologie […] Metaphysik finden“ würde (Adler, 2008b, S. 160).

Auch Viktor Frankl (2014) war in gewisser Weise ein Schüler Sigmund Freuds, jedoch auch ein Schüler Alfred Adlers. Mit beiden korrespondierte er, veröffentlichte 1924 einen Artikel in der „Zeitschrift für Psychoanalyse“ und 1925 einen Artikel in der „Zeitschrift für Individualpsychologie“. In „Ärztliche Seelsorge“ bezog auch Frankl (2005) sich auf einen Gelehrten der Antike und gab an, dass Hippokrates einst meinte, dass der Arzt, der gleichzeitig Philosoph ist, den Göttern gleichkomme. Darüber hinaus postulierte Frankl, dass die Psychotherapie, insbesondere seine Logotherapie, ein philosophisches Instrumentarium sei, mit dem die neurotischen Weltanschauungen der PatientInnen therapiert werden können.

Erich Fromm leitete sein Werk „Haben oder Sein“ mit der Aussage ein, dass dieses Werk „eine Erweiterung seiner Arbeiten auf dem Gebiet der radikal-humanistischen Psychoanalyse“ sei (Fromm, 1976, S. 5) und begann darin mit einer philosophischen Erörterung des Seins-Begriffs. Auch in „Furcht vor der Freiheit“ beschrieb er die Identität des Individuums als ein „Hauptproblem der modernen Philosophie“ (Fromm, 2000, S. 245) und vertrat die Auffassung, dass die Psychoanalyse ihr Ziel – die Annäherung an die Naturwissenschaft – verfehlt habe.

Ein weiterer indirekter Schüler Sigmund Freuds war Jacques Lacan, der eine „Rückkehr zu Freud“ postulierte, die psychoanalytische Theorie jedoch neu interpretierte, darin eine tiefere Erkenntnis sah und sich bei der Ausarbeitung derselben unter anderem auf „Claude Lévi-Strauss, Platon, Immanuel Kant, Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Martin Heidegger“ berief (Zizek, 2013, S. 13). In einer Vorlesung über die Angst, die Lacan am 28. November 1962 hielt, erarbeitete er den Begriff des Begehrens bei Hegel und leitete seine eigene psychoanalytische Definition des Begehrens daraus ab, respektive grenzte diese von Hegels Begriff ab (Lacan, 2013). Auch August Ruhs (2010) beschrieb Jacques Lacans Werk als philosophische Umorientierung von Freuds Schriften und betonte die Bedeutung der philosophischen Grundlage der Psychoanalyse.

In den 1940er Jahren entwickelten sich zwei Strömungen der Daseinsanalyse. Beide Gründer, Medard Boss und Ludwig Binswanger, hatten persönlichen Kontakt zu Sigmund Freud und setzten sich intensiv mit der Psychoanalyse auseinander. Medard Boss arbeitete zudem in einer Arbeitsgemeinschaft mit Carl Gustav Jung und lernte während dieser Zeit die Werke von Martin Heidegger kennen, zu dem er einen intensiven Kontakt aufbaute (Heidegger, 1994), und der Boss „bei der Übertragungsarbeit seiner Philosophie auf die Psychologie“ half (Becker, 1997, S. 26). Auch Ludwig Binswanger konstruierte seine Daseinsanalyse auf der Grundlage von Heideggers Philosophie. Boss und Heidegger warfen Binswanger daraufhin vor, dass dieser Heidegger in mehreren Bereichen gründlich missverstanden habe (Becker, 1997).

Hilarion Petzold gilt als Begründer der Integrativen Therapie und Mitbegründer des Fritz-Perls-Instituts für Gestalttherapie. In einem seiner Werke über die Therapie von Hochaltrigen bezog auch er (Petzold et al., 2011, S. 8 und 9) sich auf die antiken griechischen Philosophen: „Psychotherapie […] wurde von uns […] als eine ‚life span developmental therapy‘ begriffen […] Auch wurde und wird von uns im Sinne einer ‚philosophischen Therapeutik‘ […] das ‚therapeuein‘ der antiken Seelenführung (Sokrates, Epikur, Cicero, Seneca, Epictet u. a. […]) betont“.

Im „Handbuch der Integrativen Therapie“ wird die Verbindung der Integrativen Therapie zur Philosophie expliziter dargestellt und der Autor (Leitner, 2010, S. 25) führt zum Beispiel einen französischen Philosophen und sein Werk an: „Eine zentrale Referenzphilosophie, auf die sich die Integrative Therapie grundlegend bezieht, ist das Werk von Maurice Merleau-Ponty (1908–1961).“

Auch in Donald Robertsons Werk über die philosophischen Grundlagen der kognitiven Verhaltenstherapie werden antike Philosophen als Vorfahren der Psychotherapeuten und die Stoa als eine der philosophischen Grundlagen angeführt:

„Modern psychotherapy, especially in the form of cognitive-behavioural therapy (CBT), the most ‘modern’ of our contemporary schools, can also be viewed as part of an ancient therapeutic tradition derived from the informal philosophical circle surrounding Socrates […] Chrysippus, one of the founders of Stoicism, emphasized the role of philosopher as that of ‘physician of the soul’, someone whom we would now refer to as a psychotherapist.“ (Robertson, 2010, S. XIX)

In der systemischen Therapie wird diese Verbindung systemisch betrachtet und als wechselseitige Beeinflussung von Philosophie und Psychotherapie beschrieben. Schwing und Fryszer (2015) führen unter anderem Humberto Maturana, Heinz von Foerster, Niklas Luhmann oder Paul Watzlawick an, die von der systemischen Theorie beeinflusst wurden und ihrerseits die systemische Theorie – und somit auch die systemische Therapie – beeinflussten: „Hier haben wir es mit einer Vielzahl von gegenseitigen Wechselwirkungen und Beeinflussungen im System selbst sowie zwischen dem System und seiner Umgebung zu tun.“ (Schwing & Fryszer, 2015, S. 17)

Die GründerInnen psychotherapeutischer Schulen bezogen sich unter anderem auf philosophische Aussagen oder Kernpunkte, wählten ihre Grundlagen sorgfältig aus und bereiteten diese entsprechend auf. Jedoch werden die PhilosophInnen, deren Gedanken in die psychotherapeutische Schule einflossen, nicht immer explizit erwähnt, sondern finden sich zuweilen auch implizit in den jeweiligen Texten und erhalten trotz eines relativ großen Einflusses zuweilen nur kleine Randnotizen in den Werken der GründerInnen.

Implizite Philosoph(i)en: am Beispiel Henri Bergson

Henri Bergson war ein französischer Philosoph, der von 1859 bis 1941, also zeitgleich mit Émile Durkheim, lebte, lernte und lehrte, dabei auch diverse Auseinandersetzungen nicht scheute, und in Durkheim seinen größten Rivalen und „Gegner der Freiheit“ (Delitz, 2013, S. 383) sah, was schließlich zu einer Spaltung der französischen Intellektuellen in „Bergsoniens und Durkheimiens“ führte (Delitz, 2013, S. 371). Während Bergson in der Konfrontation zu Durkheim vor allem in Frankreich große Beachtung erfuhr, wurde er in anderen Teilen der Welt oft missverstanden, beispielsweise in den Vereinigten Staaten als Pragmatist oder in Deutschland als Psychologist und Subjektivist interpretiert (Delitz, 2013).

Seine Philosophie war zur Jahrhundertwende modern und berücksichtigte aktuelle wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu jener Zeit. Einer der prägendsten Begriffe ist jener der Dauer, respektive „durée“ im französischen Original. Bergson schrieb in dem Vortrag „Die Wahrnehmung der Veränderung“ (1993), dass der menschliche Geist statische Zustandsbilder aus den stets fortschreitenden Sinneseindrücken extrahiert, weil es sinnvoll und nützlich ist, um in der Welt entsprechend handeln zu können. Problematisch wird diese Art zu denken erst in der Philosophie, da erst hierdurch eine Metaphysik möglich wird, die es im praktischen Leben nicht gibt. Die stetigen Veränderungen seien vor allem im „inneren Leben“ (Bergson, 1993, S. 169) beobachtbar. Die Schwierigkeiten und Widersprüche kommen daher, postulierte Bergson weiter, dass die Psychologie von unveränderlichen psychologischen Zuständen ausgeht, „die durch ihre Aufeinanderfolge die Variation des Ich hervorbringen sollen“, und er meinte, es sei „eine Melodie, die vom Anfang bis zum Ende unserer bewussten Existenz unteilbar weitergeht und weitergehen wird. Und das ist unsere Persönlichkeit.“ (Bergson, 1993, S. 169) Abschließend fasste er den Begriff der Dauer als „diese unteilbare Kontinuität der Veränderung“ zusammen (Bergson, 1993, S. 170).

Henri Bergson galt jedoch vor allem als Lebensphilosoph. Georg Simmel (1914, S. 517) schrieb hierzu: „In allem Dasein und als den Kern jeder Welterscheinung sieht Bergson ein absolutes, treibendes Leben, eine in sich einheitliche Schwungkraft, die Kraft in allen Kräften.“

Diese Schwungkraft oder „Lebensschwung“, im französischen Original von Bergson als „élan vital“ bezeichnet, beeinflusste unter anderen Carl Gustav Jung (Finke, 2004, S. 253). Im „Deutschen Ärzteblatt“ schrieb Goddemeier (2011, S. 311), dass Jung den Begriff der Libido von Freud übernahm, jedoch weiter fasste und als „allgemeine psychische Energie, vergleichbar etwa mit […] Henri Bergsons ‚élan vital‘“ verstand. Jung selbst erwähnte Bergson jedoch relativ selten in seinen Schriften, beispielsweise in folgender Einschätzung: „From a broader standpoint libido can be understood as vital energy in general, or as Bergson’s élan vital.“ (Jung, 1920, S. 231)

Ebenso wurde Henri Bergson nur wenige Male in Alfred Adlers Werken erwähnt, obgleich er auch auf Adler einen prägenden Einfluss hatte. Im Frühwerk „Über den nervösen Charakter“ wird Bergson zunächst nur namentlich erwähnt: „Auf Bergson’s fundamentale Lehre muss ich hier verweisen, ohne seine bedeutsamen Gesichtspunkte genügend einreihen zu können.“ (Adler, 2008a, S. 82) Gegen Ende des Werkes widmete Adler Bergson eine Fußnote, in der er dessen Hervorhebung des „Gleichen von jeder Bewegung“ (Adler, 2008a, S. 258) würdigte. In dem ebenfalls 1912 verfassten Aufsatz „Das organische Substrat der Psychoneurosen“ wird explizit der „élan vital, der Strom des Lebens“ (Adler, 2007, S. 241) erwähnt und mit dem fiktiven Endziel, das diesen Lebensschwung in eine Richtung lenkt, verbunden.

Sigmund Freud selbst bezog sich auf Henri Bergson nur in seinem Werk „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“, in dem er sich von dem „schönen und lebensfrischen Buche von Bergson (Le rire)“ (Freud, 1905, S. 192) herausgefordert zeigte. Freud zitiert hier französische Originalstellen aus dem 1900 erschienenen Werk – beispielsweise „mécanisation de la vie“ oder „substitution quelconque de l’artificiel au naturel“ –, kannte also Bergson bereits vor den ersten Übersetzungen seiner Werke in die deutsche Sprache, die erst über zehn Jahre später erschienen.

Indirekter ist der Einfluss von Henri Bergson auf die Daseinsanalyse von Medard Boss. Wenngleich Bergson offenbar nicht in den daseinsanalytischen Schriften erwähnt wurde, so war der „maßgebliche Einfluss Bergsons auf Heidegger“ (Liebsch, 2004, S. 188) in weiterer Folge auch in der Daseinsanalyse vorhanden (Kuhn, 1973).

Im Grundlagenwerk der Körperpsychotherapie von Geuter (2015) wurde ebenfalls Bergsons Einfluss mehrmals angeschnitten, der sich direkt und indirekt auf mehrere psychotherapeutische Schulen auswirkte, wie bei Carl Rogers, Wilhelm Reich oder Eugene Gendlin:

„Philosophisch kann man einen Bezug zu Bergson erkennen. Bergson siedelte das Erkennen dort an, wo die Spannung des Bewusstseins in Richtung auf eine Tat durch ein Innewerden unterbrochen wird, ein So-Sein-Lassen, das Bergson Intuition nannte […] Der Gedanke, etwas zu erkennen, indem ich eine körperlich gefühlte Gewissheit erfahre, taucht später im Konzept des felt sense von Gendlin wieder auf. In der Tradition von Carl Rogers stellt Gendlin […] den Begriff des Experiencing in den Mittelpunkt seiner auf den Körper bezogenen Psychotherapie.“ (Geuter, 2015, S. 51)

In der Logotherapie und Existenzanalyse finden sich diverse implizite Hinweise auf den Einfluss von Henri Bergson, beispielsweise in Form des „élan vital“ im „Wörterbuch der Logotherapie und Existenzanalyse“ (Biller & Stiegeler, 2008, S. 775) oder in einer Abschlussarbeit für die fachspezifische Ausbildung in Existenzanalyse von Zauner-Karpischek (2009), deren Thema der Humor und das Lachen in der Logotherapie und Existenzanalyse war.

Am 15. Dezember 1902 schrieb William James (1920, S. 180): „I have been re-reading Bergson’s books, and nothing that I have read in years has so excited and stimulated my thought.“ In einem Brief vom 13. Juni 1907 nannte er Bergson gar einen „magician“ und sein Werk „a real wonder in the history of philosophy“ (James, 1920, S. 290). James selbst wird hingegen beispielsweise im „Lehrbuch der Verhaltenstherapie“ als einer der „‚Gründerväter‘ der modernen Psychologie“ (Pauli et al., 2009, S. 148) genannt. Ein Titel, den er zum Teil auch der Beeinflussung durch Henri Bergson verdankte.

Zusammenfassung und Ausblick auf den Forschungsbereich

In „Lebensphilosophie und Tiefenpsychologie“ schrieb Rattner (2012), dass Tiefenpsychologie und Psychotherapie immer und überall in der Philosophie ihre Grundlagen haben müssen und dass die Gründerväter eigentlich philosophische Ärzte waren. Dieses Postulat deckt sich mit den Aussagen von Bolten, Jung und vielen anderen PsychotherapeutInnen und GründerInnen psychotherapeutischer Schulen. Wenngleich der Begriff des „Arztes“ aktuell nicht auf den Medizinstudierten alleine zutreffen mag, so bezeichnet er eher all jene, die „psychologische Kuren“ durchführen, also praktisch als Psychotherapeuten tätig sind.

Wie bereits Poltrum (2008) und Schwing und Fryszer (2015) meinten, sind die gegenseitigen Beeinflussungen der Philosophie und der Psychotherapie unüberschaubar, jedoch von höchster Bedeutung für das Verständnis der psychotherapeutischen Methode, die ein jeder einzelne Therapeut ausübt, sowie für alle Psychotherapiewissenschaftler, denen die Erforschung der Psychotherapie selbst ein Anliegen ist. Greiner und Jandl (Greiner, 2012; 2013; Greiner & Jandl, 2012; Greiner et al., 2013) sind seit 2008 darum bemüht, im Rahmen ihrer Abteilung für Hermeneutische Therapieschulenforschung an der Sigmund-Freud-PrivatUniversität Wien implizite Grundannahmen psychotherapeutischer Schulen mithilfe des reflexionswissenschaftlichen Verfahrens der „Experimentellen Trans-Kontextualisation“ und jüngst auch anhand „radikalkreativer“ Instrumentarien (Greiner & Jandl, 2015) zutage zu fördern.

Im Zuge der Anwendung einer Reihe von wissenschaftstheoretisch fundierten Reflexionsmethoden, die auf der sogenannten Verfremdungslogik des Konstruktiven Realismus (Wallner, 1992, 2002) aufbauen und innovative „experimentalhermeneutische“ (oder „transfermeneutische“) Psychotherapieforschungsverfahren repräsentieren – beispielsweise der Experimentellen Trans-Kontextualisation im Standardisierten Therapieschulendialog, den Intertherapeutischen Medien-Spielen oder experimentalhermeneutischen Analysetechniken, die über künstlerische Medien funktionieren, wie z. B. dem Psycho-Bild-Prozess oder dem Psycho-Text-Puzzle –, werden grundlegende Inhalte psychotherapeutischer Theorien reflektiert und aufgedeckt. Ein ähnliches Ergebnis soll auch hier angestrebt werden, wenngleich sich der eingeschlagene Weg dorthin von jenem Greiners und Jandls insofern unterscheidet, als es sich hierbei um eine direktere, weniger „bizarrosophische“ Herangehensweise an diese Thematik handelt.

Das konkrete Anliegen ist also die Ausarbeitung der philosophischen Grundlagen psychotherapeutischer Schulen. Die Bedeutung für die Wissenschaft kann nun bereits erahnt werden, sie besteht zum einen in einer Systematisierung, zum anderen im Aufdecken impliziter Grundannahmen, die nicht immer explizit in den Originalschriften der GründerInnen enthalten sind und oftmals auch durch Unkenntnis der historischen Begebenheiten in ihrer Bedeutung unter- oder überschätzt werden. Darüber hinaus in der Möglichkeit, durch die Zusammenfassungen der Grundlagen Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zwischen einzelnen Schulen zu erkennen – oder gar eine philosophische Gemeinsamkeit aller Schulen zu finden –, welche auch für künftige Therapieforschungen von höchstem Interesse sein dürften. Ob es derartige Gemeinsamkeiten gibt, kann erst nach der Ausarbeitung festgestellt werden, jedoch ließ sich bereits im Beispiel Henri Bergsons die Beeinflussung vieler psychotherapeutischer Modelle und Schulen durch einen einzelnen Philosophen erkennen.

Autor

Ing. Paolo Raile, BA.pth. MS, ist Sozialarbeiter und Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision und leitet zwei Einrichtungen im psychosozialen Bereich in Wien.

Korrespondenz

Paolo Raile

Hans-Steger-Gasse 8/22

1220 Wien, Österreich

E-Mail: paolo@raile.at

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