Rezension

Natascha Kowatsch

Aichinger, A.: Resilienzförderung mit Kindern

Kinderpsychodrama Band 2

VS, Wiesbaden, 2010. EUR (D) 24,95 / EUR (A) 25,70 / CHF 31,50 UVP. ISBN 978-3-531-17468-6

Alfons Aichinger wurde 1947 geboren und ist diplomierter Theologe, Psychologe, Supervisor DGSv, Psychotherapeut und Weiterbildungsleiter am Moreno Institut in Stuttgart. Gemeinsam mit seinem Kollegen Walter Holl hat er das Kinderpsychodrama konzipiert und weiterentwickelt. In seinen zahlreichen Werken als Buchautor widmete er sich gemeinsam mit Walter Holl ausgiebig dem Kinderpsychodrama.

Bei dem vorliegenden Buch beschäftigt sich Aichinger mit der Frage, was Kinder brauchen, um eine gesunde psychische Entwicklung zu durchleben und ein stabile Identität aufzubauen. Wie schaffen es manche Kinder, trotz Belastungen und schwierigen Lebensbedingungen sich positiv zu entwickeln? An Hand der Forschungsergebnisse der Resilienzforschung verdeutlicht Alfons Aichinger, wie gut das Kinderpsychodrama geeignet ist, um Kinder zu stärken und eine gesunde psychische Entwicklung zu fördern. Das Buch besteht aus sechs Teilen. In der Einleitung verweist Aichinger auf Moreno, der schon sehr früh erkannte, dass das Psychodrama dem Menschen dazu verhilft, mit Belastungen im Laufe seines Lebens umzugehen. Im zweiten Kapitel wird ein Überblick zu den Themen Prävention, Gesundheitsförderung und über die Definition der Resilienz gegeben und schildert den aktuellen Forschungsstand. Das dritte Kapitel widmet sich der Resilienzförderung im Kindergarten. Ein sechsstufiges Fortbildungsseminar soll Erzieherinnen dazu befähigen, mit Hilfe von psychodramatischen Interventionen, die soziale Kompetenz der Kinder, ihre Beziehungs- und Konfliktfähigkeit zu fördern oder zu stärken. Praktische Beispiele zeigen dem Leser, wie eine psychodramatische Gruppenarbeit mit Kindern aussieht. Im vierten Kapitel geht es um die Resilienzförderung an Schulen, primär um die Gewaltprävention. Die Mehrzahl der Kinder aus ärmlichen Verhältnissen, belastenden innerfamiliären Beziehungen und Migrationshintergrund neigen häufig zu Gewalt. Ein Präventionsprojekt mit fünf Hauptschulklassen soll das Selbstwertgefühl der Kinder stärken, prosoziale Beziehungen fördern und symbolisch die Konflikte bearbeiten. Praktisch beschriebene Beispiele helfen den LeserInnen, sich eine Vorstellung von solch einer Gruppensitzung zu machen.

Im fünften Kapitel wird die Methode des Kinderpsychodramas als Resilienzförderung bei Risikogruppen, wie bei Kindern aus suchtbelasteten Familien und Kinder aus Trennungs- oder Scheidungsfamilien, beschrieben.

Alfons Aichinger ist es mit diesem Buch gelungen, den LeserInnen einen theoretischen, aber vor allem einen sehr praxisbezogenen Zugang zum Kinderpsychodrama zu verschaffen. Er verbindet die aktuellen Forschungsergebnisse mit der Resilienz- und Gesundheitsförderung bei Kindern. Seiner Ansicht nach ist das Kinderpsychodrama eine sehr gute Methode, um Kindern, die belastenden Umständen ausgesetzt sind, eine gesunde psychische Entwicklung zu ermöglichen. In den praktischen Beispielen schildert er die zu setzenden Interventionen, um ein erfolgreiches Gruppenspiel inszenieren zu können und um die Kinder zu integrieren, die nicht am Spiel teilnehmen möchten. Mir stellt sich die Frage, ob es wirklich so einfach ist, Kinder, die sich weigern, mit nur einer gesetzten Intervention zum Spiel zu bewegen. Gerade bei Kindern im Schulalter stelle ich es mir schwieriger vor als im Buch beschrieben. Für den Autor ist das Kinderpsychodrama bei jedem Kind, in jeder Situationslage, anwendbar. Meiner Meinung nach ist das psychodramatische Spiel nicht für jedes Kind die richtige Methode, um das Selbst zu stärken und Probleme zu bearbeiten. Insgesamt lässt sich sagen, dass Alfons Aichinger mit diesem Buch ein sehr praxisbezogenes Werk geschaffen hat.