SEPI Annual Meeting/Conference, 10.–12. Juni 2021 (online)

Psychotherapie-Wissenschaft 11 (2) 2021 83

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CC BY-NC-ND

https://doi.org/10.30820/1664-9583-2021-2-83

SEPI ist die Society for the Exploration of Psychotherapy Integration, eine internationale interdisziplinäre Organisation, die zum Ziel hat, theoretische Konzepte, klinische Praxis und verschiedene Untersuchungsmethoden zu integrieren. SEPI bringt Forschende und klinisch Praktizierende zusammen, damit sie voneinander lernen können – so das Statement auf der Homepage von SEPI (https://www.sepiweb.org). Im Rahmen von SEPI gibt es auch weltweit verschiedene regionale Netzwerkgruppen mit eigenen Aktivitäten. Das Schweizer Netzwerk wird von Prof. Ueli Kramer, Universität Lausanne, koordiniert.

Dieses Jahr fand der 37. Jahreskongress statt. Er hätte ursprünglich in Lausanne stattfinden sollen, wurde dann aufgrund der Covid-19-Situation erst als Hybridkonferenz angesagt, letztendlich aber als reiner Online-Anlass durchgeführt. So habe ich eben statt eines dreitätigen Ausfluges nach Lausanne, auch um die Verbindungen mit der Schweizer und Internationalen Forschungs-Community in persönlichen Begegnungen zu vertiefen, drei Tage vor dem Bildschirm verbracht und dem Kongress aus Griechenland beigewohnt. Das war etwas gewöhnungsbedürftig, hatte aber auch seine angenehmen Seiten. Jedoch das für mich Wichtigste an solchen Kongressen, die persönliche Begegnung mit Menschen, die man schon kennt oder neu kennenlernt, kam definitiv zu kurz. Virtuelle Meetings können persönliche Meetings nicht wirklich ersetzen.

377 Personen haben an diesem Anlass mit dem Titel «Working with emotion in psychotherapy: Clients, Diagnoses, Methods» teilgenommen. Der Kongress begann mit drei parallel stattfinden Pre-Congress Workshops. Danach erfolgte die offizielle Eröffnung mit einer Plenarveranstaltung: Franz Caspar präsentierte zum Thema «Responsiveness: How Individualized Does it Need to Be?» Louis Castonguay reagierte als Diskutant mit einem Kommentar zu dieser Präsentation.

Das ist an den SEPI-Kongressen ein beliebtes Format: Präsentation und offizielle*r Diskutant*in, die*der das Präsentierte fachlich kommentiert. Nebst Plenarveranstaltungen gab es unzählige Symposien und Panels, in denen verschiedene Forschungsgruppen Beiträge präsentierten; zum Beispiel: «Working with both Emotion and Personality: Explorations around Change Principles, Processes and Mechanisms». Die Präsentationen dazu kamen von gemischten Forschungsteams aus Lausanne, Dublin, Lissabon und Stockholm. Ein weiteres Symposium gab es zum Thema «Evaluation (Post) Graduate Student’s Training in Different Therapeutic Modalities: Approaches to Teaching Integration» mit Präsentation aus Mailand, New York, Florenz, Rom. Der Diskutant stammte aus Ottawa. Oder «Working with Culture and Emotions in the Therapy Room» mit einem Beitrag zu «Cultural Situations that prevent Working Emotions in the Framework of Integrative Therapy» und «Cultural Appearance of Embarrassment in the Therapy Room». Ein weiteres Panel, moderiert von Louis Castonguay trug den Titel «Bringing clinicians and researchers together: Integrating research on and clinical implementation of principles of change in the treatment of anxiety disorders».

Auch andere Formate gab es, wie etwa Mini-Workshops und Structered Discussions. Eine herausragende Präsentation bot Leslie Greenberg zum Thema «The Transforming Power of Affect». Er präsentierte seine Theorie der Gefühle und seine Forschung über die Rolle des Transformierens von Gefühlen im Therapieprozess. Gefühle müssten nicht nur gefühlt und ausgedrückt, sondern auch verändert werden. Dazu präsentierte er seine forschungsbasierte Theorie der Veränderung von Gefühlen. Und natürlich war Mindfulness ein immer wieder anzutreffendes Thema.

Das Angebot an Präsentation war reich und vielfältig und die von mir besuchten Veranstaltungen hatten durchwegs ein gutes Niveau. Das Hauptkongressthema wurde in vielen Präsentationen von sehr verschiedenen Seiten beleuchtet, aus schulenspezifischer und schulenübergreifender Sicht, wie auch aus cross-kultureller Sicht. Das Online-Setting erlaubte es, problemlos zwischen verschiedenen Parallel-Veranstaltungen zu pendeln, ohne Referierende und andere Teilnehmende zu stören. Insgesamt waren das drei sehr bereichernde Tage, auch wenn die Möglichkeit zum direkten Kontakt zu kurz kam.

Der nächste SEPI-Kongress soll 2022, am 22.–24. April, wieder als physischer Kongress doch noch in Lausanne durchgeführt werden. Merken Sie sich das Datum vor. Es wäre schön, am nächsten Kongress auch die in der ASP vertretenen Therapieschulen unter den Präsentierenden zu finden.

Peter Schulthess